6.6.10

KONTRASTE: Wolfsburg und der wirkliche Rudolf Steiner


Das „Goetheanum" Nr. 23 vom 4.Juni 2010 hat als inhaltlichen Schwerpunkt Berichte von den beiden Rudolf-Steiner-Ausstellungen in Wolfsburg.
In diesen Berichten finden sich völlig unkommentiert und unreflektiert Äußerungen etwa folgender Art:
„..viele seiner Ideen (entstanden) aus der Zeit heraus...“
„Dadurch wollen wir ihn gleich zu Anfang der Ausstellung von seinem Sockel herunterholen...“
„So ist etwa die Ausdifferenzierung von Steiners Weltbild in Hierarchiestufen, in Sphären und Wesenheiten eine doch sehr rigide Struktur...“
„Mit diesen beiden Ausstellungen wird Rudolf Steiner in die Gegenwart geholt, er wird zum interessanten Dialogpartner abseits weltanschaulicher Schablonen.“
„Möglicherweise läuten die Ausstellungen... in dieser Hinsicht eine neue Epoche ein...: Steiner gehört nicht nur den Anthroposophen!“
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Eine andere Sichtweise:

Bei „Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer“ gibt es die Figur des Scheinriesen. Je ferner er ist, desto größer wirkt er, je näher, desto kleiner. Mögen einige Zeitgenossen Rudolf Steiners schon damals seine Größe erkannt haben, so wächst sie geistig doch mit dem Abstand, den man in der Zeit von ihm hat.
Welche Individualitäten gab es in der Weltgeschichte, die Vergleichbares geleistet haben? Kann man ihn überhaupt mit irdischen Maßstäben erfassen? Es gibt meines Wissens in der ganzen Weltgeschichte kein Wesen, das eine vergleichbare vielseitige Offenbarung geistiger Inhalte bisher geleistet hat.
Wenn man seine Biographie kennt, dann weiß man, dass er sich ganz und gar durch seine Taten und Offenbarungen hingegeben hat. Sein Tod wirkt wie ein Opfer. Er starb unter den übermäßigen Belastungen, die ihm von der Welt aufgebürdet wurden, ohne ein Wort der Klage. Er verband sein Dasein mit seinen Offenbarungen und er starb durch die Mängel der Seelen, die seine Offenbarungen entgegennahmen. Jeder nicht vollbrachte, aber doch nötige Entwicklungsschritt der Menschen in seiner Umgebung, war für ihn wie eine Folterung oder wie eine Schwächung seiner Möglichkeiten, im Irdischen zu wirken.
Man kann seine Wirkung mit dem Wirken Christi vergleichen. Durch Christi Tod strömte der Gottesgeist in alle Wesen, in alles Geschaffene hinein. In der eigenen Seele kann er nun wieder gefunden werden.
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Rudolf Steiner floss nicht durch sein Blut in die Erde und nicht durch eine Himmelfahrt in den ganzen Ätherumkreis hinein. Durch seine Worte und Taten aber floss er geistig in die Menschen hinein, die ihm begegneten. Auch die Nachgeborenen, die sein gedrucktes Werk lesen, es in ihrer Seele lebendig machen und darüber meditieren, können ihn geistig aufnehmen und sich mit ihm verbinden. Dann wirkt er auch in ihnen. Er stellt sich an ihre Seite und begleitet sie.
Wenn man sich seinem Wesen verbinden kann, dann wird man spüren, dass es in einem zu wachsen beginnt. Verspürt man es nicht, so arbeite man daran, dass es wachse, sonst kann man ihm nicht gerecht werden. Im Laufe des Lebens wird es immer größer, immer bedeutender. Es durchdringt den eigenen Geist, die Welt und den Kosmos.