24.9.10

Hinweis auf einen Artikel: DAS OPFERN

Hier: http://perseiden.blogspot.com/2010/09/sehr-nachdenklich-kann-einen-der.html

"Sehr nachdenklich kann einen der folgende Bericht aus der FAZ vom 23.September 2010 machen.
Wer sich mit Selbsterkenntnis und mit einer zukunftweisenden Entwicklung beschäftigt, der weiß, dass der Mensch zu seiner Weiterentwicklung etwas „opfern“ muss. Früher opferte er den Göttern; heute ist es mehr ein subtiler, innerseelischer Vorgang, damit der Mensch nicht völlig an diese materielle Welt gekettet bleiben muss.
Zur Befreiung der Individualität von den Zwängen der Welt, muss die Seele etwas, was ihr scheinbar zunächst Genuss, Wohlbefinden, Bequemlichkeit verspricht, aufgeben oder etwas drastischer ausgedrückt: opfern....."
Forts.: http://perseiden.blogspot.com/2010/09/sehr-nachdenklich-kann-einen-der.html

19.9.10

"Die unterschätzte Welt der Gefühle"

Unter diesem Unter-Titel erschien im neuen Goetheanum Nr. 38-10 ein Artikel von Jasmin Mertens
Der Haupttitel lautet: 
"Die Möglichkeit der Freiheit"

In der normalen anthroposophischen Arbeit wird überwiegend auf das Denken gebaut. Das ist zum Einen eine Kulturnotwendigkeit. Zum Andern unterscheidet sich dieses Denken zunächst nicht von dem Denken, wie es in der alltäglichen Welt gebraucht wird. Aber mit diesem Denken kann man nicht zu einer Geisterfahrung kommen.

Heute muss man davon ausgehen, dass man durch das Fühlen eine Schicht tiefer in die Welt der Sinneserfahrungen eintauchen kann als durch das Denken. Dieses Fühlen soll dann wiederum durch das klare Denken in das Licht des Bewusstseins gehoben werden. Wer Steiners Werk genau liest, der wird finden, dass er immer die Voraussetzung eines vertieften, gesteigerten Fühlens auf dem Weg der Geistesschulung macht. 

In dem oben erwähnten Artikel wird nun in ganz schlichter Weise auf diese Dimension hingewiesen. Allerdings scheint mir die Grenze zwischen Fühlen und Emotion nicht klar genug gezogen zu sein. Das Fühlen umfasst oft noch viel mehr, als die Bereiche, auf die Jasmin Mertens hinweist:

"In der anthroposophischen Literatur findet sich viel über das (freie) Denken, den Willen oder das Handeln. Recht wenig dagegen ist die Rede von der dritten Seelenfähigkeit - dem Fühlen. Für Jasmin Mertens ist Rudolf Steiners Buch (Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Weiten?) in weiten Teilen ein reines Schulungsbuch der Gefühle. Diese erweisen sich als Tore oder Hindernisse zur Wahrnehmung der geistigen Welten."


"Gefühle zu haben, scheint irgendwie suspekt zu sein, zu subjektiv, also und damit nicht besonders lohnenswert, sich damit zu beschäftigen. Da scheint mir ein gewisses Missverständnis vorzuliegen, 
...Bleiben wir noch bei den Nebenübungen: Dort ist insgesamt von 13 Gefühlen die Rede: den Gefühlen von Festigkeit und Sicherheit, von innerem Tätigkeitsantrieb, von Gleichmut und innerer Ruhe, von Sympathie und Antipathie, von Liebe, von Seligkeit und stürmischer Leidenschaft, von Unbefangenheit und Sensibilität für seine Umgebung sowie von Gleichgültigkeit und versöhnlicher Stimmung.
...Gibt es überhaupt Gedanken, denen nicht irgendein Gefühl zugrunde liegt? Nehmen wir einmal das reine, sinnlichkeitsfreie Denken: Dem gehen zumindest Gefühle voran, zum Beispiel das Gefühl des Wissensdrangs oder die Sehnsucht nach Klarheit; es wird begleitet von der Freude an dieser Tätigkeit oder von der Empfindung einer übersinnlichen Welt. ...
Auch unsere Willensimpulse entspringen verschiedensten Gefühlen. Es gibt Gefühle, die uns stärken und befeuern, und andere, die uns schwächen und lähmen. Die größten Feinde der Menschheit und der Erdentwicklung sind Gedanken und Handlungen, die aus den Gefühlen Gier, Geiz, dem Bedürfnis nach Macht, aus Trägheit und Gleichgültigkeit entstehen.
Durch Luzifer haben wir als Möglichkeit die Freiheit im Willen bekommen, durch Ahriman die$elbe für das Denken. Zur Freiheit im Fühlen hat sich Steiner meines Wissens nicht geäußert. Sind wir unseren Gefühlen oder denen anderer Wesen also hilflos ausgeliefert?
Rudolf Steiners (GA 10) ist in weiten Teilen ein reines Schulungsbuch der Gefühle; etwa 90 verschiedene kommen darin zur Sprache. Rudolf Steiner weist unermüdlich darauf hin, wie und welche Gefühle Tore oder Hindernisse sind zur Wahrnehmung der übersinnlichen Welt.
«Man muss gelernt haben, mit seinen eigenen Gefühlen, Vorstellungen umzugehen.» Wenn man mit ihnen umgehen lernen kann, gibt es also auch in diesem Bereich der Seele die Möglichkeit der Freiheit. Haben wir diese Möglichkeit vielleicht Christus zu verdanken, wie die Freiheit im Willensbereich Luzifer und die Freiheit im Denken Ahriman, und sind wir alle nicht erst ganz am Anfang, diese Möglichkeit bewusst zu ergreifen?
...Mit jedem Gefühl, das man hat, verbindet man sich mit dem entsprechenden Wesen. Dieses wirkt dann auf uns, inspiriert auf seine Weise unsere Gedanken und Willensimpulse. Wir wirken durch die Verbindung mit ihm aber auch auf das entsprechende Wesen. Wir schenken ihm menschliche Lebenskraft, und es macht durch unsere Individualität unter Umständen eine neue Erfahrung. Mit je mehr Menschen sich ein geistiges verbinden kann, desto stärker wird es. Rudolf Steiner formuliert diese Tatsache so: «Ich muss zugeben, dass mein Gefühl ebenso eine Bedeutung hat wie eine Verrichtung meiner Hand. » 
Jasmin Mertens, geboren 1957 in Tübingen; Studium der Eurythmie in München; Kindergarteneurythmie und Erwachsenenkurse. Seit 2002 in Berlin in der anthroposophischen Erwachsenenbildung, als Veranstaltungsorganisatorin und Mitglied im Initiativkreis der Anthroposophischen Gesellschaft Berlin tätig.

10.9.10

Schulungsweg: Sympathien und Antipathien ändern

Wenn man auch führende Menschen in der Anthroposopischen Gesellschaft über längere Jahre kennt, sie können sogar höhere Funktionen zum Beispiel in der Freien Hochschule innehaben, dann ist man immer wieder verwundert, wie sie, wenn es auf alltägliche Themen kommt, sehr emotional werden können. Sie klagen dann über politische oder Umwelt-Phänomene, wie eh und je.

Dabei kommt es doch beim ernsthaften Beschreiten des Schulungsweges durchaus zu einer ständigen Verwandlung der Urteile und Gefühle bezüglich vieler Weltphänomene. Man wird dadurch stiller, die Emotionen legen sich, man blickt anders auf viele Dinge.

In den „Okkulten Grundlagen der Bagavadgita“ liest man dazu im 3.Vortrag (aus S.48-50):
„... wir (haben) im alltäglichen Leben, ob wir es uns nun gestehen oder nicht gestehen, das allergrößte Interesse ... an dem, was gerade uns betrifft, an unseren eigenen äußeren Erlebnissen...“
„Der Mensch hängt tatsächlich einmal an den Sympathien und Antipathien des alltäglichen Lebens. Wenn Sie nun wirklich einmal durchgehen dasjenige, was in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» als Anleitung gegeben ist für menschliche Seelenentwickelung, dann werden Sie sehen, dass im Grunde alles darauf hinausläuft, unser Interesse uns abzugewöhnen für das alltägliche Leben. Die Ausführung der dortigen Anweisungen machen ja nun die Menschen in ganz verschiedener Weise. Es wird dieses Buch von dem oder jenem gelesen, es wird gelesen aus verschiedensten Gründen, und von den verschiedensten Gründen aus wird sich ein Verhalten des Menschen zu diesem Buche ergeben. Da hört einmal jemand, vielleicht mit den schönsten Gefühlen: Wenn man diese Anweisung befolgt, dann kann man sich entwickeln so, dass man in die höheren Welten einen Einblick erhält. - Das ist ja wahr, aber davon wollen wir nicht sprechen. Es regt sich dann aber die Neugierde - und warum sollte man auch nach anderen, höheren Welten nicht neugierig werden -, es regt sich oft die Neugierde, wenn man auch zunächst mit schönen Gefühlen an das Buch herangetreten ist. Dann beginnt nun jemand diese Übungen zu machen, aber eigentlich nur in Neugierde zu machen. Das will aber nur eine gewisse Zeit hindurch gehen, denn allerlei innere Gefühle, vor allem Gefühle, über die man sich meistens nicht recht klar werden will, halten einen später nach einer gewissen Zeit ab: man lässt die Sache liegen.
Aber die Gefühle, über die man sich nicht klar werden will, die man manchmal ganz anders interpretiert, das sind keine anderen, als dass, wenn man diese Übungen wirklich ausführen will, man sich dann in ganz anderer Weise Dinge abgewöhnen muss in Wahrheit gewöhnt man sie sich eben nicht ab -, die mit Sympathie und Antipathie zusammenhängen. Diese Dinge gewöhnt man sich nicht gerne ab. Man sagt zwar, dass man sich das gerne abgewöhnt, aber man tut es nicht. Und der wirkliche Erfolg, den solche Übungen haben können, der zeigt sich ja bei demjenigen Menschen, der es energisch ernst meint, doch eigentlich recht bald, der zeigt sich eben darin, dass die Sympathien und Antipathien gegenüber dem Leben sich etwas ändern.
Nur muss gesagt werden. Schon ein wenig selten macht man diese Erfahrung, dass sich einer dem Einfluss der Übungen so hingibt, dass sich auch wirklich die Empfindungen über Sympathie und Antipathie ändern. Wenn aber die Übungen energisch ernst genommen werden, dann geschieht das. in energischer Weise ändern sich Sympathie und Antipathie gegenüber dem alltäglichen Leben.
... Diese Änderung der Sympathiekräfte braucht gar nicht einmal auf einem besonders hohen Gebiete zu liegen. Auf irgendeinem Gebiete muss nur energisch durchgeführt werden, dass sich die Sympathien und Antipathien ändern. Es kann in den alleralltäglichsten Dingen liegen, aber irgendwo muss eine solche Änderung eintreten.
Da gibt es Menschen, die sagen: Ich übe täglich, morgens und abends, und auch sonst noch Stunden lang, aber ich kann nicht einen Schritt in die geistigen Welten hinein machen. - Es ist wirklich manchmal recht schwierig, solchen Menschen klar zu machen, wie leicht das zu verstehen ist, dass sie das nicht können.
Oftmals brauchen ja die Menschen nur zu bedenken, dass sie heute, vielleicht nach zwanzig, fünfundzwanzig, vielleicht sogar nach dreißig Jahre langen Übungen, noch auf dieselben Dinge schimpfen, auf die sie damals vor fünfundzwanzig Jahren ebenso geschimpft haben. ja, genau dieselbe Form des Schimpfens ist ihnen noch immer eigen wie dazumal.“

7.9.10

Die Überwindung des Dogmatismus

Die Gefahr mit Anthroposophie dogmatisch umzugehen, ist eine sehr große. Natürlich weiß es derjenige nicht, der dogmatisch spricht, dass er dogmatisch ist. Er würde das weit zurückweisen. Undogmatisch ist man erst, wenn man die Gedanken im Sprechen neu erschafft. Sie quellen aus dem eigensten Inneren der menschlichen Seele hervor. Mancher Gedanke kann dann auch identisch sein mit einem Gedanken, den man gelesen oder schon früher gedacht hat, und doch ergibt sich aus dem Zusammenhang immer ein ganz neues Geistgebilde.
In der Geistesschulung kommt man immer weiter an den Punkt, dass man erkennt, dass der Quell allen Wissens, aller Weisheit in der eigenen Seele liegt. Bücher und Lehren können dann diese eigenen Erkenntnisse bestätigen oder widerlegen, aber sie können nicht mehr der Ausgangspunkt der Weisheit sein.
Beim Lesen des Zyklus „DIE OKKULTEN GRUNDLAGEN DER BHAGAVAD GITA“ fand ich im zweiten Vortrag ( Seite 38 f , 3.Auflage 1962) dazu anregende Äußerungen. Schon der Prinz Arjuna wurde von Krishna so geführt, dass er alles Dogmatische überwinden lernen sollte. Als Dogma galten hier sogar schon die alten, hoch-heiligen Inhalte der Veden.
Wenn wir nun in Steiners Vortrag an die Stelle des Wortes "Arjuna" das Wort „der Anthroposoph oder Geistesschüler“ setzen; und für die "Veden" uns „Anthroposophisches oder esoterisches Schriftgut“ denken; und für "Krishna" „Geistesforscher“; – dann können wir den Text unmittelbar auf uns beziehen:
"Man kann es daher als natürlich empfinden, dass Krishna (der Geistesforscher) dem Arjuna (dem Geistesschüler) gegenüber, indem er ihn hineinführen will in die okkulte Welt und nachdem er ihm die Ideenwelt klar gemacht hat, ihm jetzt die nächste Stufe zeigt; zeigt, wie jede Seele, wenn sie den richtigen Ausgangspunkt findet, in die okkulten Welten kommen kann. Was muss also Krishna (der Geisteslehrer) tun? Dazu muss Krishna (der Geistesforscher) allen Dogmatismus ablehnen. Und radikal lehnt er allen Dogmatismus ab. Ein hartes Wort finden wir sogleich bei dieser nächsten Stufe. Dasjenige, was den höchsten Menschen jener Zeiten durch Jahrhunderte hindurch heilig war, der Inhalt der Veden (von allem esoterischen Schriftgut), wird radikal abgelehnt...
Die Veden (alle esoterischen Lehren) enthalten im Sinne des Krishna (des Geistesforschers) nicht Unwahrheit, aber Krishna (der Geistesforscher) will nicht, dass Arjuna (der Geistesschüler) dasjenige, was in den Veden (den esoterischen Lehren) gegeben ist, dogmatisch hinnimmt wie die Vedenschüler (die normalen Menschen, die sich mit Geisteswissenschaft beschäftigen), sondern Krishna (der Geistesforscher) will ihn heranerziehen, dass er von dem ursprünglichsten Entwickelungspunkt der Menschenseele ausgehe. Da muss alle dogmatische Weisheit beiseite gesetzt werden. Dann könnte Krishna (der Geistesforscher) etwa sprechen, wie beiseite ...:Und wenn Arjuna (der Geistesschüler) auch zuletzt zu all demselben kommen soll, was in den Veden steht, ich muss ihn ablenken von den Veden (allen esoterischen Lehren), denn er soll den eigenen Weg aus den Ursprüngen seiner Seele machen. - Von Krishna (dem Geistesforscher) werden die Veden (alle esoterischen Lehren) abgelehnt, gleichgültig, ob sie Wahrheit oder Unwahrheit enthalten. Denn vom Ursprünglichen der Seele soll Arjuna (der Geistesschüler) den Weg nehmen, er soll aus sich, aus einer inneren Eigenheit den Krishna kennenlernen. Für Arjuna (den Geistesschüler) muss vorausgesetzt werden, was vorausgesetzt werden kann, wenn man in die konkreten Wahrheiten der oberen übersinnlichen Welten wirklich eintreten kann.“

1.9.10

Enthauptet - entkopft

In Jena in der St.Johannes Baptist Kirche befindet sich diese Votivtafel "Johannes unter dem Kreuz". Wenn man auf das Bild klickt, dann wird es noch etwas größer.
Man sieht dann, dass rechts unter dem Kreuz eine Gestalt steht ohne Kopf, die aber einen Kopf in Händen vor dem mittleren Leib hält. Links kniet eine weibliche Gestalt anbetend.




Normalerweise steht ja rechts unter dem Kreuz immer Johannes, der Jünger, den der Herr lieb hatte. Nun steht genau an dieser Stelle der andere Johannes, der in der irdischen Welt schon nicht mehr unter den Lebenden weilt, sondern von Herodes schon vor etwa drei Jahren enthauptet worden war.

Mich hat dieses Bild so sehr beeindruckt, weil da ein Mensch dargestellt wird, der sein lebendiges Haupt (-Bewusstsein) nicht ganz oben trägt, sondern in seiner Mitte.

Unsere nächste Entwicklungsstufe nach der vollendeten Ausbildung des intellektuellen Kopf-Bewusstseins wird die Entwicklung eines Bewusstseins in der Mitte sein, eine Art Herzbewusstsein.

Auch entfällt uns ja nach dem Tode nach Steiners Angaben das Kopfbewusstsein völlig, während das, was wir mit Geist und Gefühl durchdrungen haben, uns bleibt.
Und dieses Herzbewusstsein müssen wir jetzt schon ausbilden. Heute mehr denn je.

Dazu das bekannte Mantra von Rudolf Steiner:
Strahlender als die Sonne
Reiner als der Schnee
Feiner als der Äther
Ist der Geist in meinem Herzen
Dieses Selbst bin Ich;
Ich bin dieses Selbst.

Ein weiteres Geheimnis webt bei diesem Bild darin, dass Johannes der Täufer unter dem Kreuz steht. Es zeigt, wie eng diese Individualität mit dem Christus auch nach dem Tode verbunden ist und in seiner Nähe schwebt.
Und auf ein weiteres Geheimnis wird gedeutet: Das ist der in der Anthroposophie geschilderte geheimnisvolle Geist-Zusammenhang zwischen Johannes dem Jünger und Johannes dem Täufer.

Der Schlüssel für ein Verständnis dieser Bilder liegt ja immer darin, dass man sie nicht symbolisch versteht, sondern als Darstellung einer Realität. Also da, wo nach der Bibel der Jünger Johannes stand, steht gleichzeitig der Täufer als ein Wesen, dessen Bewusstsein ein anderes ist, als das der inkarnierten Menschen.