23.3.10

Die Unterscheidung der Geister

Die Anthroposophie wurde von Rudolf Steiner in Gedankenform gegeben.

Nun meinen viele Leser des Werkes Steiners, dass sie deshalb auch weiterhin im Menschen in Gedankenform bestehen bleiben müsse.


Dies ist ein Irrtum: Gemeint ist, dass die anthroposophischen Gedanken in der Menschenseele Leben werden sollen.


Geschieht das nicht, dann bleibt in der Seele die Sehnsucht nach dem lebendigen Geistigen erhalten, obwohl sie sich mit Anthroposophie beschäftigt.


Die Seele spaltet sich: Sie studiert treu das niedergeschriebene Wort Steiners und sie sucht zugleich anderswo nach der Erfüllung ihrer geistigen Sehnsucht.

Sie ist dann häufig bereit, geistige Offenbarungen und Hilfen von anderen geistigen Strömen anzunehmen, weil sie ihr unmittelbarer, beseelter und lebensfördernder erscheinen.


Erlebt ein Mensch, der die Anthroposophie auf intellektuelle Art aufnimmt, dass ein Hellseher ihm eine geistige Wahrnehmung vermittelt, dann kann er davon sehr beeindruckt werden. Er beginnt andere spirituelle Wege wie gleichwertig oder gleichberechtigt neben die Anthroposophie zu stellen.


Andere anthroposophisch orientierte Menschen wiederum weisen alles, was sich vermeintlich nicht mit dem Buchstaben der Anthroposophie verträgt, aufs Schärfste zurück, ohne es als Phänomen offen zu studieren oder zu prüfen.


Manchmal geht es allerdings solchen Menschen so, dass in ihnen fast unbewusst der Hunger nach einer scheinbar realeren Spiritualität als die der Anthroposophie immer stärker anwächst, so dass sie dann irgendwann genauso empfänglich für andere geistige Wege werden und sie doch ohne klares Urteilsvermögen aufnehmen.


Es wird bei alledem übersehen, dass mindestens so vielfältig wie die Lebensströmungen in der sinnlichen Welt es auch die Richtungen und Strömungen in der geistigen Welt sind. Es geht deshalb nicht an erster Stelle darum, Geisterfahrungen zu haben oder von anderen mitgeteilt zu bekommen, sondern sie beurteilen zu können. So wie es im Irdischen Kräfte gibt, die die Welt fördern, und andere die ihre Entwicklung hemmen wollen, so gibt es die vorwärtsstrebenden Geister und die hemmenden. Und so wie die physisch-sinnliche Welt verhüllt, was als wahres Wesen den Dingen zugrundeliegt, so kann man an der Erscheinung der Geister nicht unmittelbar erkennen, welche Gesinnung sie hegen.


Rudolf Steiner spricht davon, dass Elementarwesen keine Moralität kennen. In den Flensburger Heften über die Gespräche mit Elementarwesen tritt eines auf, das sich als Erzengel Michael charakterisiert. Nun ist das menschliche Urteilsvermögen gefordert!


Auch wenn irgendwelche anderen Geister durch Medien viel von Licht und Liebe sprechen, so ist das noch keine Gewähr dafür, dass sie dem Weltenfortschritt dienen. Man kann schlicht und einfach an der inhaltlichen Qualität vieler solcher Botschaften feststellen, dass es sich um ein bemerkenswert niedriges Gedanken-Niveau handelt.


Eine Beurteilung ist heute nur möglich durch das geschulte Denken und die im Irdischen entwickelte Moralität.


Der durch Rudolf Steiner übermittelte michaelische Weg, stellt das bewusste, menschliche Ich in den Mittelpunkt. Dieses Ich geht seinen neuen, eigenen, individuellen Weg in die geistige Welt hinein. Es verbindet sich mit der Hilfe der Michaelsgeister dem christlichen Geistesreiche.


Wer den anthroposophischen Schulungsweg geht, der zielt dorthin und er hat die Sicherheit, in der richtigen Weise an sich und an den Weltenzielen zu arbeiten.

Erlange ich z.B. Heilung durch die Anrufung geistiger Kräfte und Wesen, ohne dass ich gleichzeitig eine Entwicklung meiner Persönlichkeit durch starke Willensaktivität bewirkt habe, dann gerät etwas in mir in Bezug auf das Weltenall aus dem Gleichgewicht.


Der michaelische Weg hält immer die Entwicklung meiner Persönlichkeit und die Entwicklung der Welt im Gleichgewicht.